Harry-Potter-Schöpferin J.K. Rowling ist dafür bekannt, dass in ihrer Fantasiewelt strenge Regeln herrschen. Ähnliches sagt man George R.R. Martin nach, dem Mastermind der Game-of-Thrones-Reihe. Nein, ich rede weder von magischen Hausordnungen noch von drakonischen Gesetzen. Ich meine das gut gehütete Regelbuch hinter den Kulissen. Den selbstauferlegten Kodex der Bestsellerautoren.
Hier ist alles verzeichnet, was die Figuren unterscheidet, oft sind es ja 40, 50 oder mehr: Der Kodex legt fest, was jeder Charakter kann, mag, darf, tut und nicht tut. Woher stammen all diese Regeln? Die Autoren erfinden sie selbst – und halten sich dann eisern daran.
Die Meister und Meisterinnen verstehen ihr Handwerk. Nur so bleiben die Kartenhäuser ihrer Fantasiewelten windgeschützt. Nur so verhindern sie Irrtümer, Verwechslungen und Ungereimtheiten. Wenn aber selbst die gefeierten Autoren Spickzettel brauchen, um sich zurecht zu finden in ihren epischen Welten, wie gelingt es ihnen, dass wir Leser uns nicht verirren im Labyrinth der Personen und Handlungsstränge?
Ganz einfach: Sie arbeiten mit Leitmotiven. Dieser mächtige Erzähl-Trick stammt aus der Opernwelt (als Beispiel wird gerne Wagner genannt), wurde zum Standard in der Musical-Ära und findet sich als Zauberwort überall in der Literatur, in TV-Serien, Filmen und sogar in Computerspielen. Leitmotive sind die Leuchttürme in komplexen Geschichten. Sie sorgen dafür, dass wir Leser uns mühelos orientieren können und die Übersicht behalten.
Mit Leitmotiven weist du deinen Figuren wiedererkennbare Details zu: Das können Sprechweisen sein, Talente, Gebrechen, Gebärden, Schrullen, Gegenstände, Geräusche oder musikalische Phrasen. Das Raffinierte: Die Gefühle, die du den Handlungsträgern zuordnest, kann du später jederzeit abrufen. Und zwar ohne die Spannung zu unterbrechen und die Zeit der Leser zu verschwenden.
Beispiel aus der Musicalwelt: Im ersten Akt singt einer der Nebenhelden eine markante Musiknummer über seine Sehnsucht nach der Heldin. Taucht dieser Nebenheld dann im letzten Akt wieder auf, genügt es, die betreffende Melodie im Hintergrund kurz anklingen zu lassen, um das Publikum sofort an den Nebenhelden und seine Gefühle zu erinnern. Die Information ist sozusagen über die Melodie geankert. Das bringt Tempo und Verdichtung.
Beispiel aus der Filmwelt: Käpt’n Hooks Nemesis, das Krokodil, hat eine tickende Uhr verschluckt und die Kinder fürchten sich. Viel später in der Geschichte genügt es, wenn die Kinder bloß das Ticken hören. Sie wissen sofort: Die Gefahr ist im Anmarsch! Fast alle Bösewichte und Helden der Filmgeschichte haben ihre Leitmotive, von Darth Vader bis James Bond.
Leitmotive sind die Knöpfe auf der Gefühls-Klaviatur. Du drückst sie bei Bedarf, um deinen Lesern eine zuvor etablierte Assoziation ins Bewusstsein zu rufen. Unmittelbar. Ohne lange Erklärung.
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Die Verwendung von Leitmotiven bringt noch weitere Vorteile: Du brauchst nicht immer alles auszusprechen. Stattdessen darfst du subtil sein. Richtig eingefädelt, zündest du ein Detail – und in den Köpfen deiner Leser explodiert ein ganzes Paket von Bedeutungen. So wirken deine Helden und Schurken (aber auch deine Produkte und Argumente) dreidimensional. Die Leser spüren den großen Zusammenhang und fühlen sich gut aufgehoben. Aus der Ferne betrachtet, wirkt es wie Stil.
Wenn du diesen Kunstgriff trainieren und in deinem Text einsetzen willst, melde dich an für ein Schreibcoaching.