Du hast also diese fabelhafte Idee für einen Inhalt. Dein Gedanke ist neu, interessant und aufregend, aber in welche Form sollst du ihn gießen? Theoretisch kannst du frei wählen aus dem großen Arsenal an Kunstformen: Malerei, Plastik, Comic, Fotografie, Zeitungsartikel, Gedicht, Erzählung, Roman, Theater, Tanz, Musik, Hörspiel, Animation, Fernsehspiel, Kinofilm, Video, Computerspiel, Installation, Mixed Media …
Steht das Medium von vornherein fest, gibt es dafür meistens einen guten Grund. Vielleicht pflegst du Kontakte zur gewählten Branche, hast erfahren, dass am Markt Bedarf besteht, oder bringst für diese Kunstform die meiste Erfahrung mit. Die Wahl des Mediums kann auch eine Frage der Mittel sein: Führt dein Onkel eine Filmfirma? Oder eine Frage der Zeit: Hast du einen Monat oder ein Jahr? Oder es ist eine Frage der Miete: Will sie bezahlt werden?
Oft ist es aber anders und der künstlerische Prozess beginnt mit dem Inhalt – der Idee eines Inhalts. Das kann ein Gemütszustand sein, den du künstlerisch verarbeiten, oder eine Information, die du verbreiten willst. Womöglich möchtest du scherzen, philosophieren, argumentieren, polemisieren. Oder du hast eine richtige Geschichte zu erzählen. In jedem Fall musst du das passende Gefäß suchen.
Frage dich:
Ließe sich das, worüber ich schreiben will, auch malen? Könnte ein Maler aus meiner Idee ein Kunstwerk schaffen, das alles enthält, was mir vorschwebt? Falls ja, habe ich nur ein Moodboard, eine Grundstimmung, im besten Fall den Startpunkt für eine Handlung. Diesen kann ich nun entweder zu einer Erzählung ausbauen oder zu Leinwand und Pinsel greifen.
Bewegt sich mein Kunstwerk? Dann werden ein Gemälde oder eine statische Skulptur nicht genügen; ich muss nach anderen Optionen suchen. Vielleicht vermittelt sich die Essenz meiner Idee am besten als Gedicht? Schreit mein Stoff nach einer Reportage? Möchte ich mit dem Publikum in Dialog treten, etwa mit einer öffentlichen Kunst-Installation oder in meinem Blog?
Lässt sich das, was ich ausdrücken will, tanzen? Geht es mehr ums sein und weniger ums werden? Dann weiß ich: Bei diesem Projekt haben Stimmung und Kunstfertigkeit Vorrang vor Handlung und Informationsgehalt. Der Stoff wird für einen Roman oder einen Film nicht reichen. Wohl aber für eine Collage, ein Gedicht, ein Lied, ein Gesamtkunstwerk aus Gefühl.
Ist mein Thema vage, abstrakt oder philosophisch? Ist mein Protagonist viel allein und hadert mit sich selbst? Will ich einen internen Kampf schildern und psychologische Innenschau treiben? Dann schreibe ich am besten ein Buch. Vielleicht fällt jemand anderem später dazu eine Handlung ein. Doch selbst, falls eines Tages ein Film daraus wird, stelle ich mich besser auf einen Festival-Erfolg ein und verdiene die Miete woanders.
Habe ich eine Geschichte zu erzählen? Dann brauche ich alles Vorgenannte: Gefühl, Bewegung, Kunstfertigkeit. Ich brauche Charaktere, zwischen denen sich etwas Erzählenswertes abspielt. Und eine Handlung, die aus mehr besteht als der Grundsituation. Ich brauche Action! Nicht unbedingt Verfolgungsjagden und Explosionen (viele Superhelden-Filme sind eigentlich Gemälde), sondern jede Art von nachvollziehbarer Entwicklung zwischen interessanten Personen. Dann kann das Buch zum Bestseller werden und der Film ein Kassenschlager.
Zur Hölle mit dem
Fehlerteufel
Auch in deine Website haben sich Textpatzer und Schreibfehler eingeschlichen. Wetten? Das erste Fundstück ist umsonst.
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Natürlich gibt es Ausnahmen:
• Auch die Kinoversion von Robinson Crusoe ist gelungen, obwohl der Stoff sich viel besser für ein Buch eignet und natürlich zuerst als Roman erschien.
• Die Odyssee war als Hexameter-Epos erfolgreich, obwohl die Story sich aus heutiger Sicht für einen Actionfilm anbietet.
• George Drivas‘ Laboratory of Dilemmas wäre ein famoser Theater- oder Filmstoff, funktioniert aber auch als Installation, wie sich auf der Biennale von Venedig 2017 gezeigt hat.
Bildhauer haben Bewegung gemeißelt, Tänzer haben Geschichten getanzt und Pantomimen sind im Radio aufgetreten. Ausnahmen sind möglich, aber es sind eben Ausnahmen. Wenn dein Stoff sich für das gewählte Medium eignet, steigt die Chance auf Erfolg.
Überprüfe also deine Idee nicht nur auf Relevanz und Machbarkeit, sondern finde für sie das richtige Gefäß.